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Mein erstes Buch, ein Ratgeber für Frauen

Während der Recherche zum Thema wurde mir zunehmend
bewusst, dass es eine große Anzahl von Frauen gibt, die
nicht nur aus den verschiedensten Gründen ihr Haar färben,
sondern die unter bestimmten Gegebenheiten mit dem Färben
aufhören würden.
Wie genau diese Bedingungen ausschauen, erkennen wir
aber erst, wenn wir uns die Frage stellen, welche Beweggründe
im Einzelnen Frauen dazu bringen, ihre Haare – oft jahrzehntelang – zu färben und damit sogar fortzufahren, obwohl sich z. B. gesundheitliche Probleme durch die
Haarfarbe entwickelt haben. 

Welche äußeren und inneren Zwänge lassen Frauen den Färbemarathon weiterlaufen?
Gibt es einen gehbaren Weg aus dem Färbekreislauf, auf dem
frau sich wohl-, gepflegt und (weiterhin) attraktiv fühlen
kann?
Welcher Zusammenhang existiert zwischen Haarefärben und weiblichem Selbstwert bzw. weiblicher Authentizität?

Diesen und weiteren Fragen nachzugehen und Antworten
darauf zu finden, waren mir ein tiefes Bedürfnis beim Verfassen
dieses Buches.

In diesem, meinem ersten Werk, verbinde ich beide Qualitäten:
den sozialkritischen und dennoch empathischen Blick und die Leidenschaft zum natürlichen Haar.

Textauszüge

Rea und Helene

Rea und Helene sind zwei fiktive Figuren, die zwei Typen der färbenden Frau verkörpern.

Rea ist 25 und färbt schon seit ihrem zwölften Lebensjahr. Damals fing sie mit Blondspray an, um ihr aschblondes Haar heller und etwas „lebhafter und frischer“ zu bekommen, es folgten verschiedene auswaschbare Schaumtönungen, die nur vorübergehend Farbe ins Haar „zauberten“, danach kamen die haltbareren Intensivtönungen.
Ihre Freundinnen waren allerdings etwas „mutiger“ und färbten sich zunächst gegenseitig blonde Strähnchen, was ihnen nach drei Wochen aber zu langweilig erschien. Also verabredeten sie sich zu einer weiteren „Färbesession“, aus der die eine Freundin mit weißblondem und die andere mit tiefschwarzem Haar hervorging. 
Als Rea die beiden sah, war sie so sehr begeistert, dass sie kurzerhand in den nächsten Drogeriemarkt eilte und sich ihr Lieblingsrot kaufte. Eine der beiden Freundinnen verhalf ihr auch noch am selben Tag zum begehrten „Arielle-Haar“ und das Trio lief für längere Zeit als „Schwarz-Rot-Gold“ durch die Gegend. In der Schule waren sie schwer angesagt. 
Rea wurde mit den Jahren immer mutiger und kreativer in Bezug auf ihr Haar und erfand sich immer wieder neu. Denn mit jeder Änderung der Haarfarbe oder auch des Cuts (sie konnte mittlerweile sehr gut mit Haarschere und Haarschneidemaschine umgehen) änderte sie auch ihr Outfit. Sie schlüpfte gerne in unterschiedliche Rollen und testete ihre Wirkung auf andere. Über das Internet konnte sie als Bloggerin und mit Tutorials auf Videoportalen eine noch größere Gruppe von Bewunderern erreichen.
Inzwischen hat sie ihr Studium beendet und ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag hinter sich (den sie mit einem grauen Bobcut – dem aktuellen „Grannylook“ – ausgiebig gefeiert hat). Sie trägt seit einigen Monaten ihr Haar kinnlang mit Sidecut und blondiert regelmäßig, um eine gute Basis für die auswaschbaren Neonfarben zu haben. In ihrem Schrank ist der ganze Regenbogen in Dosen zu finden. 
Hin und wieder beschleicht sie der Gedanke, mit der Färberei und Tönerei einfach mal aufzuhören. Aber wie? Alles einfach rauswachsen lassen? Allen Mut zusammennehmen und sich eine Glatze rasieren, um dann das Naturhaar wachsen zu lassen? Vielleicht sogar mal so richtig lang bis zum Allerwertesten?
Aber wie werden die anderen reagieren …?
Überlassen wir Rea ihren Gedanken und wenden wir uns nun Helene zu.

Helene ist gerade 53 Jahre alt geworden. Ihr erstes graues Haar entdeckte sie in ihren Zwanzigern und seitdem färbt sie in einem natürlichen Braunton. Sie achtet generell auf ihr Äußeres, treibt regelmäßig Sport und ernährt sich gesund. Sie hat einen recht großen Freundes- und Bekanntenkreis und liebt es, ihre Freunde regelmäßig einzuladen und sie als Gastgeberin zu verwöhnen. Ihre Freunde wissen, dass sie sich auf Helene verlassen können und sie immer da ist, wenn man sie braucht. 
Diese Eigenschaften schätzt auch ganz besonders ihr Ehemann, mit dem sie seit dreißig Jahren verheiratet ist. Er ist stolz auf seine attraktive und liebevolle Frau, die ihn stundenweise beruflich im Familienunternehmen unterstützt. Auch die beiden fast erwachsenen Kinder schätzen ihre fürsorgliche Mutter sehr.
Helene war immer stolz darauf, dass sie jünger wirkt, als sie ist. Sicher trägt ihre gesunde Lebensführung dazu bei, außerdem hat sie noch nie geraucht und Alkohol ist auch nicht so ihr Ding. Aber sie selbst ist davon überzeugt, dass es vor allem ihre braunen Haare sind, die sie jünger machen.
Zumindest war sie es bis zu jenem Tag, als ihr ein Foto von sich und ihren beiden besten Freundinnen in die Hände fiel.
Auf jenem Bild sah sie ihre etwas jüngere blonde Freundin links, die andere ältere mit grauem Haar rechts von ihr und sie, Helene, in der Mitte mit einem regelrecht hervorstechenden, perückenartigen Etwas auf dem Kopf. Sie starrte das Foto an und ihr stockte der Atem. Nein, das kann doch nicht sein!? Das soll sie sein? Sie legte das Bild rasch in ihre Nachttischschublade (wegwerfen konnte sie es nicht) und wollte es vergessen. Aber der Anblick brannte sich in ihr Gedächtnis. Immer wieder, in den unpassendsten Momenten, flammte das Bild in ihrem Inneren auf und verunsicherte sie zutiefst. 
Mittlerweile hat das erste graue Haar von damals eine Menge Verstärkung bekommen und Helene muss jetzt, wenn keiner bemerken soll, dass sie eigentlich schon schneeweiß ist, spätestens alle zwei Wochen nachfärben. Zum Friseur geht sie nur einmal im Monat und zwischen den Salonbesuchen muss sie selbst dem weißen Naturansatz den Garaus machen – manchmal sogar zweimal. 
In der Überzeugung, diese regelmäßige Prozedur trage zu ihrem jugendlich gepflegten Erscheinungsbild bei, achtete sie sehr darauf, dass ihr Umfeld nichts von dem Weiß auf ihrem Kopf auch nur erahnen konnte. Jeden Morgen spürte sie irgendwelchen verräterischen Spuren auf ihrem Kopf nach. Hatte sie einmal keine Zeit zum Nachfärben, musste ersatzweise ein brauner Ansatzpuder herhalten, der aber, ihrer Meinung nach, nicht stark genug abdeckte. Das Resultat war, dass sie sich den ganzen Tag unwohl fühlte und nicht entspannen konnte. Deswegen versuchte sie, solche Tage zu vermeiden und lieber zu früh als zu spät nachzufärben.
Aber nach jenem verhängnisvollen Foto war plötzlich alles anders. Sie fing an zu zweifeln. Da fiel ihr ein Artikel in einer Zeitschrift ein, der sie irgendwie sehr angesprochen hatte. Es war ein Bericht über graues Haar, eingerahmt mit einigen Abbildungen von grauhaarigen Frauen verschiedenen Alters. Ihre Haare strahlten in den unterschiedlichsten Nuancen und allen Längen. Wo hatte sie das Journal nur hingelegt? Sie war plötzlich ganz aufgeregt und fing an zu suchen. Im Badezimmerregal wurde sie schließlich fündig. Da fiel ihr ein, dass sie den besagten Artikel während ihres Entspannungsbades vor drei Tagen entdeckt und förmlich verschlungen hatte. 
Die betreffende Seite schlug sie auch gleich auf und sie las den Bericht erneut, diesmal mit anderen Gedanken im Kopf. Und sie schaute sich die Bilder der Frauen an, die allesamt erstaunlicherweise kein bisschen alt ausschauten. Im Gegenteil, sie strahlten etwas Besonderes aus. 
Helene überlegte. Ja, diese Frauen strahlten Selbstbewusstsein und Authentizität aus. Und sie waren schön. Jede Einzelne wirkte auf ihre ganz eigene Weise schön. Helene war total fasziniert. Am Ende des Artikels stand die Adresse einer Webseite zum Thema und auch Literaturhinweise. 
Helene überlegte nicht lange, verschob ihren Einkauf auf später, setzte sich an den PC und stöberte drei Stunden im Internet, süchtig nach Infos über graues Haar und die Möglichkeiten des Übergangs vom gefärbten zum Naturhaar. Nach den drei Stunden stand ihr Entschluss fest:
Sie wird sich Unterstützung holen müssen, wenn sie ihr weißes Haar wirklich herauswachsen lassen möchte. Alleine würde sie es nicht schaffen. Sie braucht die Hilfe ihres Friseurs (wie wird der überhaupt reagieren?), um einigermaßen gepflegt und ansehnlich über die mehrfarbige Zeit zu kommen, und sie braucht den Beistand von Gleichgesinnten, um durchzuhalten und nicht aufzugeben. Denn Kritik wird mit Sicherheit von ihren Freunden und wahrscheinlich auch ihrer Familie kommen. 
Im Internet hat sie entsprechende Foren und Gruppen von Frauen entdeckt, die den gleichen Weg gegangen sind oder noch gehen. Sie wird sich ihnen anschließen. Und dann fällt ihr ihre grauhaarige Freundin vom Foto ein. Die kann sie sicher mit ins Boot holen …

So weit die Vorstellung unserer beiden Protagonistinnen.
Sie bilden jeweils ein Ende einer langen Scala von färbenden Frauen, deren Geschichten sehr unterschiedlich und doch ähnlich verlaufen können.
Die beiden werden uns im Laufe des Buches noch öfter begegnen …
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